Juli 03, 2020
Massachusetts im August 1982
Es war in der letzten Augustwoche 1982: ein dreimonatiges Praktikum auf einer kleinen Biogemüse-Farm in Massachusetts konnte ich für eine Rundreise per Anhalter von Maine bis Ohio unterbrechen. Durch einen Leserbrief in einer amerikanischen Agrarzeitschrift hatte ich Kontakt zu einer Amish-Familie in Ohio bekommen und durfte sie für eine Woche besuchen. Und genau in dieser Woche war der Gottesdienst bei "meiner" Familie auf der Farm. Diese amishe Gemeinde (Kirche mit eigenem Bischof aus ca. 50 Familien) hatte einen schönen Pferdeanhänger mit den Kirchenbänken drauf und der Kiste mit den Gesangbüchern, der 'bench-wagon'. Der war zu unserer Farm gebracht worden und wir kehrten die Scheune aus, streuten frisches Stroh ein und bauten die Bänke auf.
Während des dreistündigen (!) Gottesdienstes mit drei Predigten war genug Zeit, um im Gesangbuch zu blättern. So stieß ich auf Michael Sattler, den Mitverfasser des Schleitheimer Bekenntnisses, der in Rottenburg angeklagt, gefoltert und hingerichtet worden war, seine Frau Margaretha wurde einige Tage später im Neckar ertränkt. Das war mein Einstieg in die Geschichte der Wiedertäufer im Südwesten Deutschlands.
Von der Webseite der Stadt Rottenburg: "Nahe dem Hinrichtungsort von Michael Sattler in Rottenburg am Neckar beim Galgenbuckel (kurz nach der Einmündung der Tübinger Straße in die Landesstraße Richtung Kiebingen auf der rechten Seite am Radweg) wurde 1997, im Jahr des 470. Todestages, ein Gedenkstein mit Inschrift und Gedenktafel errichtet. Im Kirchenraum der evangelischen Kirche in Rottenburg erinnert seit 1957 eine Gedenktafel an den gewaltsamen Tod der Mitglieder der Täuferbewegung, gestiftet von der mennonitischen Weltkonferenz." (Quelle[1])
Bei der Einweihung des Gedenksteins 1997 war ich dann dabei. Treibende Kraft dafür war wohl der Landwirt und Prediger einer kleinen mennonitischen Gemeinde im Raum Reutlingen-Tübingen, Günter Schneider aus Tübingen-Kilchberg gewesen. Ein Mit-Initiator war der Tübinger Pfarrer im Ruhestand Paul-Dankwart Zeller. Er half mir dann auch 2001 bei den Vorbereitungen für die Tafel auf dem Hohenwittlingen. [2]
[1] https://www.rottenburg.de/gedenkstein+fuer+michael+und+margaretha+sattler.97175.htm?lnav=27724
[2] https://offene-kirche.de/thema?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=118&cHash=c3d3954f8baf8651e21943fa8616b5c8
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